Augenblick e – Clownesken eines Frankfutters – BAB Echo

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Augenblick e – Clownesken eines Frankfutters

Traf mich die Meldung, dass Wolfgang Niedecken einen Schlaganfall http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-82244949.html erlitten hätte, vegangenes Jahr mit peinvollem Schmerz, so erfuhr ich nun gar hocherfreut, dass ihm vorgestern angesichts seines Lebenswerkes der Echo Award 2012 verliehen wurde: http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/9803956_echo-2012/9912834_alle-kuenstler-alle-songs-die-ganze-sendung

Obwohl ich sozusagen “Neu-Fan” von BAP bin, da ich erst seit etwa 2 Jahren Zugang zu BABs Musik durch einen Bekannten “köllscher” Provenienz habe, der mir häufig – hülfreich und edel – die Texte ins Hochdeutsche übersetzte, jubilierte ich über die Auszeichnung für Wolfgang Niedecken.

Nach einer vitalisierenden “Rundreise “ durch sein Lebenswerk hält Campino, der Sänger der Toten Hosen, eine Laudatio auf das Lebenswerk von Wolfgang Niedecken und erinnert an gemeinsame musikalische Events. Wim Wenders überreicht ihm nach dem kurzen Einspielen des Buena Vista Social Club auf http://youtu.be/6JEdf7XsV5g die Echo-Trophäe 2012.

Die letzten 25 Minuten des Streams sind vollends Wolfgang Niedecken gewidmet, was er mit der Präsentation seines neuen Songs “All die Aureblecke” zusammen mit Cluseo und einer Co-Produktion von “Verdamnt lang her”mit Thomas D. dankt.

Zum Ende der Aufzeichnung dann feiern meine Augen Premiere mit dem Abspann statt mit Zugabe, und ich lese die WDR-Werbung: wir sind eins!

Aber entweder neige ich zu unbewusster, interogativer akustischer Verfremdung (frei nach dem futuristischem Manifest á la Marinetti 😉 oder die aristotelische “ ars bene dicendi” spielt mit mir episches Theater, damit ich ob der Komplexität des Kölschen Dialektes mit seinen flexibel verifizierbaren Varietäten die Karthasis erreiche … 😉

Denn trotz (oder wegen) meines – altersentsprechendem – Stadium der Vorgreisigkeit, meine ich im dual mit Cluseo vorgetragenen “All die Aurenblecke” zum Beispeiel – inhomogen zur Übersetzung ins “Hochdeutsche” statt:

Volles Rohr un kein Jefangne, kei Zoröck.

Ja klar, einiges jing schief,

Ävver wat heiß dat schon? Dat wohr dä Deal.

t ess wohr, wat letzendlich blieht,

Da‘ ‘ss die Jewessheit: Dä Wääsch ess et Ziel.

folgendes vernommen zu haben:

Wolle´s Ohr und keinen gefangen/=erheischt/- Geh zurück!

Geh´/Schau/ klar, ein “Yes” /Ja/ ging schief

Aber´s war heiß – das schon! Das Wort macht den Handel!

Dieses Wort, das “Let´s end”/letzte Ende/ (auf)blüht.

Das ist die Wei(s)sheit: Die Wäsche ist das Ziel!

Na… als meine kölschuntauglichen akustischen Organe– getreu dem Freudschen Muster der Assoziationsfehlinterpretationen – die Konklusion, dass die Wäsche /=Reinigung/ das Ziel sei, adaptierten, beruhigten sich meine aufgescheuchten Sinne unverzüglich, denn für die Zielwäsche verwende ich AJAX… 😉

[Erkenne ich da Adorno, der sich teils vergeblich an Heinrich Böll als Musiksoziologe mühte?] Hm… dass ich 47 Jahre alt bin, mag nichts der durch meine Geburt ausgelösten “Gruppe 47” zu tun haben…? 😉

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All die Aureblecke

Fünf Uhr morjens un en Katz läuf övver‘t Daach,

Eezte Strooßebahne, koote Sommernaach.

Cargo-Fliejer starte immer noch enn Wahn,

Trucks uss Almeria kumme endlich ahn.

Un do, ‘ne Jüterzoch,

En Siren, Ambulanz oder Schmier.

Ach ja, Duuve gurre och,

Un minge Hungk dräump, dat e‘ jefährlich wöhr.

Jeht klar, kein Frooch – et ess alles okay,

Och die kostbarste Momente jonn vorbei.

Schon klar, doch – hey – dat deit nit ens wieh.

All die Aureblecke nimmp mir keiner mieh.

Janz bestemmp, die nimmp mir keiner mieh.

Sick ich denke kann, wohr alles Rock’n‘Roll,

Alles uss der Hüfte, ohne Protokoll,

Ohne Kompass, he un do ‘n verbrannte Bröck,

Volles Rohr un kein Jefangne, kei Zoröck.

Ja klar, einiges jing schief,

Ävver wat heiß dat schon? Dat wohr dä Deal.

t ess wohr, wat letzendlich blieht,

Da‘ ‘ss die Jewessheit: Dä Wääsch ess et Ziel.

Jeht klar, kein Frooch – et ess alles okay,

Och die kostbarste Momente jonn vorbei.

Schon klar, doch – hey – dat deit nit ens wieh.

All die Aureblecke nimmp mir keiner mieh.

Janz bestemmp, die nimmp mir keiner mieh.

Manche Aureblecke verjisste nie,

Die sinn wie Fotos uss der Holographie.

Schlaach dä Rest bei Aristoteles noh,

Schlaue Mann, schon vüür mieh als zweitausend Johr.

Janz bestemmp.

Nä, nä, kein Frooch – et ess alles okay,

Och die kostbarste Momente jonn vorbei.

Schon klar, doch – hey – dat deit nit ens wieh.

All die Aureblecke nimmp mir keiner mieh.

Janz bestemmp, die nimmp mir keiner mieh.

 

 

Über sabine puttins

Weißt Du, geliebter Dämon, dass ich eine fiese Kröte bin, die sich von Echsenschleim ernährt? Dass ich ständig auf der Suche nach frischem Natternblut bin und dann noch den Anspruch stelle, es möge Deine - Gramborns - ureigenste Lust darin stecken? Dämon, ich nenne Dich nun Gramborn, seit ich den ersten Schmerz meines Lebens erfuhr - und der war das helle und schmerzhafte Licht, das ich erblickte, als mich eine fette Hebamme von der Nabelschnur meiner Erzeugerin riss. Nichts - kein Schmerz in meinem Leben - verursachte derartige Pein wie dieses Reißen und Absäbeln von einem anderen Menschen. Ich wehrte mich, ich wollte nicht in die grauenvolle Welt, in der mich nur Leid erwartete. Wohl wusste ich genau, dass diesem Trennungsschmerz viele weitere folgen würden: das gesamte, grässliche Leben würde eine Abfolge....... . . . Ich wollte nicht raus aus meiner Wasserwelt, weigerte mich strikt, mich von dort auch nur einen Millimeter zu rühren. Aber die fette Hebamme kannte keine Gnade, zog und zerrte an mir, als meine Erzeugerin mich hinauskatapultierte in all die Grausamkeiten. Sie zerrte derart an mir, dass mein Sträuben keinen Erfolg hatte, riss mich in das Licht und von der Nabelschnur. Zur Strafe meines Ungehorsams und meiner Vehemenz, nicht weichen zu wollen, schlug sie mir derb auf mein Hinterteil. Ich war über und über mit Blut besudelt. Soviel Blut um mich herum erlebte ich später nur noch ein einziges Mal: Als mich unter eine Theke duckte, um einem 9-mm-Dumm-Dumm-Geschoß zu entgehen. Das Geschoss traf den Rocker mit der Hell´s-Angels-Kutte hinter mir und zersplitterte seinen Schädel derart, dass Fetzen seines Hirns sich mit Resten halbleerer Biergläser in der Spüle vermischten und andere (weniger wichtige Hirnareale?) auf mein T-Shirt spritzten. Jedenfalls hatte ich von dieser „körperlich-geistigen Vereinigung “ keinen Nutzen, außer den, dass ich nicht getroffen wurde. Das Blut quoll aus der zerrissenen Nabelschnur und Blut war der erste Geschmack, den ich empfand. Dieser Geschmack sollte der meines Lebens werden, er begleitete mich, er ließ mich nach meinem Dämon und Natternblut lechzen, nach nie erfüllbaren Wünschen, die sich damals manifestierten. Vor Angst über all dieses verschmierte Blut in mir und um mich herum, blieb mir nichts anderes übrig, als einen qualvollen, lauten Schrei von mir zu geben, der die Schreie des Kreißsaales lauthals übertönte. Mein Schrei erschütterte die Manifeste des Krankenhauses und einen kurzen Augenblick lang stand die Zeit still. Ich dachte, naiv, wie ich war, ich könnte sie für ewig anhalten, allem Einhalt gebieten und mir und der Welt das Leid ersparen, aber es gelang mir nur für einen Pico-Bruchteil einer Zeiteinheit - danach war es um mich geschehen!
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