Freitag — Von Ingrid Gohres, geschrieben am 4. März 1983
Im Nachhinein sind Worte
die gesprochen wurden
verblasst wie Nachtträume
die Mühe
Jemanden diverse Gefühle zu erklären
ist meist undankbar
es gibt keinen Bestand
der Erklärungen
wenn du sprachliche Gehversuche
nicht niederschreibst
außerdem: Worte
Die du mit Menschen wechselst
sind nicht immer die Stimme deiner Seele
Wenn du Gedanken beginnst einzukleiden
in Stoffe von denen du annimmst, dass sie dem Gegenüber gefallen
oder zumindest entsprechen
du passt dein Sprechen zu oft der Umgebung an
(was ich nie erlernte)
Im Schreiben ist Wahrheit sprechen
meist eine natürliche kompromisslose Sache
weil du in diesem Augenblick
nur dir selber begegnest
das ist, warum ich im Schreiben
glücklicher bin als im Reden