April, April: Büß-Gen personae

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April, April: Genus personae sunt

Historiae

Das „Büß-Gen personae“ ist jenes infinitissimal kleine Gen, das auch mich getroffen hat. Es traf mich am 9.4.2008 in „personae“, also vor fast exakt 4 Jahren und radikalisierte mein Leben!
Damals „jobbte“ ich neben Ebay-Verkäufen von Computerteilen bereits seit 2 Jahren als Call-Girl. Ich inserierte in Zeitungen, warb mit meiner monströs anmutenden Oberweite von 145 cm als „Mollige Maus mit Mega-Möpsen macht müde Männer munter“ mit Hausbesuchen. Hausbesuche, und zwar NUR Hausbesuche bot ich deshalb an, weil ich die „gesellschaftsunfähige“ Tätigkeit so diskret und für mich nicht kompromittierend wie möglich ausüben wollte, des weiteren profitierte ich von meinen enormen „Oben-Kurven“, die mit an die 100 % gehender Sicherheit zu den größten, nicht-silikonaufgepumpten Oberweiten weltweit zählen dürften – ein nettes Gesicht und molliger, jedoch in „Colaflaschenform“ gediegener Restkörper, waren das übrige Kapital.
Bei diesem „Job“ bedarf es eben mehr „Corpus“ als Geist. Wie auch immer, ich ging damals halt besagter „Tätigkeit“ nach, hatte keinen Partner und keinerlei Verpflichtungen oder Rechenschaften jemanden gegenüber abzulegen. Erwähnt sei natürlich – wie selbstverständlich für mich – dass ich immer und zwar bei jeglichen körperlichen Kontakten darauf bestand, die Latex-Schutzschicht „dazwischen“ zu wissen, die nicht nur vor Infektionen schützt, sondern mir auch jene „Rest-Intimität“ bewahrte und den direkten Körperkontakt vermied.

Weltrevolution durch Geier

Derart „gewappnet“ begegnete mir am 9.4.2008 der Mann, der das Einklingen meiner persönlichen Weltrevolution war, erstmals als „Geier“.
Er bestellte mich erstmalig an diesem Tag per Inserat als Callgirl zu sich – sich selber als „Geburtstagsgeschenk“, wie ich später erfuhr. Er rief an, stellte die üblichen „Geierfragen“, wie ich aussähe, wie groß die groß inserierten Möpse denn seien, wie teuer ein Hausbesuch wäre. „100 Euro für eine Stunde“, erwiderte ich, wobei ich wieder meine oft geleierten Phrasen anbei fügte: „Ich sitze da nicht mit der Stoppuhr – es soll ja Spaß machen“, wohl wissend, dass die Stunde durchaus auch nach 10 Minuten (so hoffte ich immer) vorbei sein könnte… weiterhin beantwortete ich wahrheitsgemäß die Größe meiner Möpse mit 145 cm und meiner stereotypen Phrase: „Größer als die von Dolly Buster, aber echt.“, was ihn wohl noch nicht völlig überzeugte, zumal ich meinen standardisiert abgespulten Satz anhängte, dass ich alles und zwar absolut alles nur mit Schutz mache.

 

Erste Worte

Er legte einfach auf – „Arsch!“, dachte ich, wieder einer, der seine Seuchen nicht schnell genug verbreiten kann…Ein paar Minuten später klingelte erneut mein „Business-Handy“ und der „Aufleg-Geier“ war nochmal dran: „Aha, dachte ich“, jetzt hat er 10 andere angerufen und irgendwas passte dem Arsch nicht…jetzt reizen ihn doch die Riesenmöpse, auch wenn diese mit 100 Euro relativ hoch „im Kurs“ stehen. Er versuchte, noch irgendwas am Preis zu drehen und ich ließ mich auf 80 Euro ein.. ist ja nur bis Krefeld, nur 25 km und sicher husch husch erledigt…
So trödelte ich noch ein wenig herum, versuchte, die Adresse per Internet gegenzuchecken, was aber misslang. Ich rief ihn dann an (das tat ich immer, wenn Teilnehmer nicht verzeichnet war oder ich misstrauisch war) und sagte, ich wäre in 30 Minuten da, würde mich schon freuen (auf die 80 Euro, was ich aber nicht explizit sagte) und fuhr los. Wie üblich, suchte ich die Straße trotz ausgedruckter Wegbeschreibung und kam etwa 20 Minuten zu spät.

Erster Eindruck

Ich hatte mein „Weit-Ausschnitt-Kleid-mit-vorteilhafter-Schittführung“ an – die Möpse gut halb überschwappend sichtbar und enterte seine Wohnung. Der erste Eindruck zählt, sagt man… Mein allererster Eindruck war: „Achtung! Vorsicht! Psycho!“.

Ich tippte auf Gewaltverbrecher oder aus der Forensik Entflohener und fragte mich leise, ob er den echten Bewohner der Wohnung gegebenenfalls im Keller unter Kohlen begraben hatte und mich auch dort unter den Kohlen verbuddeln wollte.

Ich „erledigte“ das „Geschäft“ relativ zügig nach ein bisschen BlaBla über Beruf und dergleichen. Sozialarbeiter, sei er, sagte er. Ich dachte „Also doch Psycho!“ und gab mir selber teilrecht…

Erster Sex

Es ging bei den Terminen nur um Sex. Für mich eine sterile Angelegenheit, da ich kaum ein Teil anfasste ohne Latexschutzschicht drüber -Emotionen spielten dabei ebenso wenig eine Rolle und deshalb küsste ich auch nie einen Geier, zumal die Vermengung von Körperflüssigkeiten mit Wildfremden mir Ekel verursachte.
Nun war das ganze nach knapp einer Stunde auch getan und ich entfleuchte so rasch als möglich – wie immer. Zumal Männer, wenn sie ihren Höhepunkt hatten, die „Schlampe“, die ebendiesen herbeigeführt hat, möglichst geschwind wieder loswerden wollen. Das ist bei dem Geschäft üblich: wie eine Toilette verwenden und weg mit…

Erste Gefühle

Fortan bestellte er mich etwa alle zwei Wochen regelmäßig zu sich… bis zum 03.09.08 – der Tag, an dem ich mich unsterblich in ihn verliebte… wohlgemerkt: ich war es, die verliebt war! Warum? Es war irgendetwas anders an diesem 03.09.08. Irgendwie spürte ich an diesem Tag Parallelen zu ihm, sein Lebenslauf glich meinem ein wenig, da auch er mit 17 ausgezogen war und sich auch selbständig bis zum Studium durchgeschlagen hatte. Und es knisterte am 03.09.08 derart, dass ich – ohne zusätzliche Vergütung – 8 Stunden bei ihm blieb.

Wir redeten, machten Sex, der gottgleiche Züge bekam, redeten wieder, hörten Musik und wieder Sex, Sex, Sex. Ich küsste ihn und ekelte mich nicht – im Gegenteil: es hatte „PLONG“ gemacht – das nach einem knappen halben Jahr… wohlgemerkt: ich war es, die verliebt war!
Ich schwebte irgendwie früh morgens heim und fühlte mich exaltiert verwandelt.

Am nächsten Tag schwebte ich wie auf rosa Wattebäuschchen durch die Gegend und meine Gedanken waren nur bei ihm. Ich redete mit ihm während des Autofahrens vor mich hin, vorwiegend in Spanisch, Italienisch oder Französisch, bildete mir ein, aus nicht greifbarer Ferne Antworten zu erhalten und grinste den ganzen Tag selig-debil vor mich hin: ich war verliebt!

 

Erster Brief

Nur wie sollte ich ihm das mitteilen? Das war doch nur irgend ein Geier! Ich konnte mir absolut nicht mehr vorstellen, mit anderen Männern für Geld ins Bett zu gehen, meine Liebe war „unique“ und jedweder körperlicher Kontakt mit anderen Männern hätte mich nur zum Vomitieren gebracht.
Also schrieb ich ihm einen Brief, in dem ich ihm meine Liebe kundtat, in dem ich ihn fragte, welch Bewandtnis es auf sich hat, dass seine Augen Premieren mit diesen Zeilen feiern und ihm meine Liebe mit den Worten, dass er meinem Geist den Weg, den er im Dunkel des Winters nicht fand mit einem Lichte, das so scheint wie der Nordpolarstern bereitete und in mir eine Glut entfachte , die mich in eukalyptische Tiefen, die in Sphären himmlischen Einerleis schwelgen, stürzten.

Ich schrieb von Elysium, in dem beflügelte Seelen Bassgitarre zupfend Märchen tanzen, in das er mich katapultiert hatte und wo ich jubilierend verharrte, weil wie elektrische Ströme mein Herz und Leib durchströmend gleich ich auf einem Cumuluswölkchen frohlockte, denn er hatte jenes erkaltete Herz entzündet… doch bräuchte es fortan Antibiotika, die nur er gewähren könnte, denn das Antibiotikum, dass das Leid des entzündeten Herzens gar mindern mag, sei er!

 

Erste Resonanz

Wie von mir erwartet, rief er auf meine Privatnummer am nächsten Tag, als er den Brief erhielt, an. Sagte, er sei überrascht, mit knapp 50 Jahren noch einen Liebesbrief zu erhalten und dass er mich mag. Von Liebe kam ihm nicht ein Wort über die Lippen, aber mir – nach 4 Jahren – auch nie: ich habe ihm nicht ein Mal GESAGT, dass ich ihn liebe, nur geschrieben…

 

In den ersten Wochen schwebte ich weiterhin wie rosa-weiche Wattewölkchen gepackt durchs Leben, zumal er mir „gestand“, dass er häufiger an mich denke, darüber sinne, was ich wohl gerade mache, etc. Diese Zeit war elysisch-schön und ich hörte natürlich unverzüglich mit meinem „Nebenjob des Schaffens“ auf, forcierte meine Ebay-Verkäufe und begann, meine publizistischen Aktivitäten, wie zu und nach Zeiten des Studiums, erneut aufzugreifen. Ich radikalisierte mein Leben!

 

Erste Erfolge

2009 dann stellte ich meine Webseite wieder online und begann, für diverse Textagenturen zu schreiben. Bis 2010 hatte ich ausreichend Referenzen gesammelt und mich weitgehend kundig mit dem Verkaufen von Texten im Internet gemacht. Es klaffte nämlich eine große Wissenslücke durch die Zeit meines Komas ab 2003, die insbesondere alle Web 2.0-Entwicklungen betrafen.
In dieser gesamten Zeit bis 2010 traf ich „ihn“ – nennen wir ihn der Einfachheit fürderhin „Lutz“ – jede Woche, jeden Freitag. Es wie wie ein unausgesprochener Pakt, dass wir uns immer freitags trafen – immer jeweils nach telefonischer Rücksprache.

Ich „stufte“ ihn in meiner „menschlichen Bewertungsskala“ als den Typus „lonesome wulf“ ein, der sich nicht erheischen lässt und verhielt mich – „wolfadaptierend“ – dementsprechend mit Zurückhaltung, die rein taktische Gründe hatte. Das bedeutete auch, dass ich ihm nie – meine immanenten und überschäumenden – Gefühle, die ich für ihn hegte, zeigte, ihn nie anrief oder ihm in irgendeiner Form „nachrannte“.

Gleichzeitig beschäftigte ich mich zunehmend mehr – initiiert letztlich durch ihn – mit den Zusammenhängen menschlichen Seins, dem „neuen Internet“ mit Web 2.0, den applizierten Techniken des Web 2.0, den Hintergründen und den philosophisch-existentialistischen Zusammenhängen. Alles zuvor verkannte Tatsachen, die ich – bedingt durch langes Koma – teils „verschlafen“ habe, jedoch teils auch einfach ignoriert. Kurzum – ich „erwachte“ mit allen Sinnen, wobei ich noch immer „Rest-Schlaf-Tendenzen“ heute verspüre und mir derer bewusst bin, jedoch stetig versuche, diese durch „augmentiertes“ Wissen zu kompensieren.

 

Erste Programme

Insbesondere Web 2.0 faszinierte mich seit 2011 und die Möglichkeiten, die es bot. So konnte ich mich – dank API-Interpolation – in virtuelle Welten schwingen, in diesen versinken und durch sie teils „die reale Außenwelt“ steuern.

 

Ich fragte mich immer öfter, ob ich im Koma 2004 nach Herzstillstand gar nicht reanimiert wurde und diese Welt, in der ich derzeit lebe, vielleicht eine virtuelle Fortführung meiner –> komatösen Visionen fragmentierte Rudimente realen Scheins in digitaler “Sichtweise” waren und meine Verzweigung in die jeweilige Realität via (der Fortführung) meiner komatösen Träume bestand, die mein eigenes universelles Weltverständnis projizierten. In diesem Koma-Universum war jegliche Materie obsolet – sie war lediglich die Plazenta meiner Gedankenströme. Diese in Synapsenfetzen vertändelten Ströme gaukelten mir eine stilisiert-technoartifizerte Musterumgebung vor, in der ich frei wandeln konnte, so dass meine Gedanken die Plattform dazu bildeten. Ich fragte mich oft, ob ich tot sei und hinterfragte die existenzialistischen Prämissen dieser Welt.

 

Erste Statements

Anfang Januar 2011 schließlich reinitialisierte ich meine alte Webseite frankfutt.de wieder als Blog und gab in unregelmäßigen Abständen meine Statements zu meinen Eindrücken der neuen „Internet-Welt“ preis, z.B. mit –> Vereinbarung über (unsere) Programmänderungen, in denen mehr oder minder kritisch-satirisch meine Meinung zu Open Source kundtat. Ende 2011 folgten „Mysterious ticket – bullshit?“ und –>“Postprivacy kills“ oder nonsens- und nerdlastige Anweisungen wie –> How to improve API in manual way. Stets jedoch waren meine „Statements“ mit Bedacht gewählt – immer berücksichtigend, dass die Wechselwirkung von Sein und Schein schwimmend verschwurbeln könnten durch meine aktiven Teilnahmen an Diskussionen oder mittels öffentlicher Äußerungen.

 

 

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