Heute, an einem frühlingswarmen Apriltag, fragt uns der Webmasterfriday ‚Martin Missfeldt‘ nach unserer Gesundheitsfürsorge – sowohl danach, ob wir altersbedingt gesundheitlich „verweichlichen“ [Anm.: was ich persönlich mit frühgeriatrischer, frühdementieller „Hirnerweichung“ assoziiere ;-] sowie, wie wir versichert sind: privat oder gesetzlich.
Zuvorderst zum Gesundheitsstatus: Ich persönlich habe da eine extrem differenzierte Meinung durch meine eigenen Erfahrungen und neige beinahe zu einer „homöopathischen Sichtweise“ in puncto Gesundheit. Als prägend kann ich dafür ein kurzes Beispiel aus meiner Jugend nennen:
Der Sohn der Nachbarfamilie kam bei einem Unfall ums Leben; bis dato waren Vater und Mutter kerngesund. Die Trauer um den Sohn war unermesslich, 3 Jahre danach starb der Vater an Krebs, nach 4 Jahren verstarb die Mutter ebenfalls an Krebs.
Aus meiner (unwichtigen) Sicht ist Krankheit oft ein „Ventil des Körpers“ auf körperliche oder seelische Belastungen, infektionsanfällig ist man nur, wenn der Körper in irgendeiner Form geschwächt ist – sozusagen: in mens sana corpus sana.
Nun gibt es natürlich nicht nur dieses „Edikt“, das gegen jegliche Krankenversicherung spricht, sondern vor allem Unfälle, Erbkrankheiten oder sonstige Gründe, sich in medizinische Behandlung zu begeben – von daher hat diese (nicht ureigentlich) „amerikanische Sichtweise“ keine allgemeine Gültigkeit.
Für mich persönlich sage ich seit knapp 10 Jahren: Krank – Nein, danke! Das war nicht immer zu…
Privatversichert – lebenslang?
Da ich mein gesamtes Leben lang privat versichert bin, hatte ich mich während meines Studiums zu einer „besonderen Art“ von Hobbyhypochonder entwickelt, der allerlei verschiedene Ärzte aufsuchte, um Rechnungen einreichen und von der privaten Kasse erstattet zu bekommen – in der Hoffnung, der jeweilige Arzt möge eine schlechte Buchführung haben, keine Mahnungen senden und die Schuld möge im Orkus des Vergessens landen. Im schlechtesten Fall konnte man dann mit „verminderten Studententarif der privaten Kasse“ argumentieren und weniger zahlen oder indirekt ein zinsloses Darlehn aushandeln.
Früher (letztes Jahrtausend) erstatteten die privaten Krankenversicherungen extrem großzügig auch nicht verschreibungspflichtige Medikamente sowie alternative Heilmethoden: nahezu alles, was auf einem Rezept stand und eine Arzt-Unterschrift vorwies, wurde erstattet – gleichgültig, ob es Tempotaschentücher, Aspirin oder Verhütungsmittel waren. Das hat sich jedoch drastisch – nicht nur im Zuge der Gesundheitsreformen – gewandelt.
So soll es Fälle geben, in denen sich Beamte in den 70-igern privat „überversichert“ haben, was mittlerweile nicht mehr möglich ist… In dem Fall der Beamten bedeutete das dann nur, dass man den Zuschuss der staatlichen Beihilfe, die i.d.R. bei 65 % des Rechnungsbetrages besteht, sich privat „zusatzversichert“ und diese private Zusatzversicherung mit > 35 % abschloss, um auf alle Arzt-/Krankenversicherung mehr erstattet zu bekommen, als auf der Rechnung steht. Da konnte es sich für manch derart Versicherten schon „leisten, krank zu sein und Kosten zu verursachen“…
Ein Problem stellen natürlich die jährlich steigenden – fixen und nur teils bezuschussungsfähigen – Beiträge dar. Ab über 40 stellt ein Beitrag mit einem „Minimaltarif“ von >300 € das unterste Beitragslevel dar, nach oben gibt es kaum Grenzen… Studententarife fangen etwa bei 60 € monatlich an und altersbedingte Beitragssteigerungen sind die Regel.
Wer suchet, der findet (Rechnungen)
Man sollte nur NIEMALS, NIEMALS im jugendlichen Unverstand als Privatpatient mit derartiger Mentalität einen Arzt oder Krankenhaus aufsuchen und zum Beispiel wegen Knieschmerzen jammern, weil man ein Sportattest benötigt. Flugs werden alle möglichen, unnötigen (weil teuren) Untersuchungen eingeleitet und – ruckzuck – sieht man sich unter dem Messer eines Chirurgen. Wer bis dahin nie Knieschmerzen hatte, sondern nur ein Attest brauchte, wird mit einer – elegant klingenden Diagnose – zur Operation gedrängt, da die medizinische Indikation (die aus Dollarzeichen $$ in den Augen bestehen) zwingend sei. Bleibende Knieschmerzen durch die völlig obsolete Knieoperation sind jedoch gesichert!
Nun gut – die Vorteile einer privaten Krankenversicherung sind auch nicht zu unterschlagen. Für mich bedeutete das (im letzten Jahrtausend) eine „präferierte Behandlung“ ohne Wartezeiten auf Termin, freie Arztwahl – und letztlich: mein Leben!
Tod ohne PKV
So lag ich ab 2003 wegen einer besonderen Form der Schwangerschaftsvergiftung (→ Krankheitsbild – TTP/morbus moscovic) lange Zeit im Koma, nach Reanimation mit externem Herzschrittmacher, täglicher Dialyse, künstlicher Beatmung und Ernährung und etwa nach einem halben Jahr wurde mein Vater gefragt, ob die Geräte nicht abgeschaltet werden sollten, da unter Umständen durch die kurze Sauerstoffunterversorgung nach Herzstillstand nicht sicher sei, inwieweit ich kognitive Schäden behalten könnte. Mein Vater sträubte sich gegen ein Abschalten und nur durch den privaten Versicherungsstatus wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen weitergeführt, auch wenn die Kosten in die Hunderttausende gingen.
Alles, was medizinisch möglich ist
Bei Privatpatienten wird halt „geleistet, was medizinisch möglich ist“, da die Kosten aufgrund der differenzierten Abrechnungsweise „um Faktor 2,3 – 3,5 x höher sind“. Das kann, wie erwähnt bei der unnötigen Knieoperation, lebenslang negative Auswirkungen mit sich führen oder – wie im Falle des Komas – lebensrettend wirken.
Ich weiß nicht, wie die anderen Webmaster-Freitägler das sehen…